„Und dann war es so, als hätte mir jemand meine Gefühle genommen, und ich wurde kalt wie Eis.“
Immer wieder erleben wir in unseren Beratungsgesprächen, dass schwangere Frauen mit dem Gedanken an einen Schwangerschaftsabbruch spielen, weil düstere Gefühle sie wie eine Monsterwelle überfluten: Sie spüren keine Freude, keine Bindung, keine Liebe zum Kind und geben sich selbst dafür die Schuld. „Wie soll ich dem Kind eine gute Mutter sein, wenn ich es gar nicht lieben kann?“ Manche haben ihre vorigen Schwangerschaften ganz anders erlebt und sind zutiefst erschrocken und verunsichert, dass es in dieser Schwangerschaft plötzlich so dunkel und trüb in ihnen aussieht. Da ist Angst, da ist Zorn, vielleicht sogar Hass auf sich selbst, den Partner oder das Kind. Ein Abbruch erscheint manchen Frauen in ihrem Kummer die einzig logische Konsequenz, vielleicht als eine Bestrafung an sich selbst für die mangelnde Liebe, für die sie sich verachten.
Frauen, die eine Schwangerschaft auf diese trübselige Weise erleben, sind keine Ausnahme! Sollte es dir ähnlich gehen und du dich selbst gerade kalt wie Eis fühlen, sei versichert: Du stehst nicht allein da, und du bist in guter Gesellschaft von vielen betroffenen fantastischen Frauen, die sich allein durch dieses tiefe und finstere Tal kämpfen müssen, obwohl andere (oder auch sie selbst) erwarten, dass sie sich doch eigentlich in „freudiger Hoffnung“ befinden müssten.
Die Ursache dieser beängstigenden Dunkelheit kann eine pränatale Depression sein. Hierbei handelt es sich um eine Krankheit, die durch vorhergehende Depressionen und natürlich auch durch die hormonelle Veränderung, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, begünstigt wird. Symptome können u. a. sein:
- Traurigkeit / Weinerlichkeit
- Das Gefühl, taub, leer oder kalt zu sein
- Versagensgefühle / Schuldgefühle
- Wut und Reizbarkeit
- Angst / Übererregung
- Schlafstörungen und / oder Albträume
- Veränderter Appetit (zu viel oder zu wenig essen)
- Antriebslosigkeit und Energiemangel
- Rückzug aus dem sozialen Leben / Isolation
- Gedanken daran, allem entfliehen zu wollen, bis hin zu Gedanken an Suizid
Wichtig ist zu wissen: In einer Schwangerschaft ist kein Gefühl richtig oder falsch.
Eine pränatale Depression ist weiter verbreitet als angenommen und sollte ernst genommen und zeitnah behandelt werden. Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, zögere bitte nicht, dich jemandem anzuvertrauen und dir Hilfe zu suchen. Wir stehen dir als neutrale Zuhörerinnen zur Seite – melde dich jederzeit! Das Licht am Ende des Tunnels ist da, und du wirst es wiedersehen!
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